Schon vor Jahren machte ein Bonmot über Siemens die Runde, dass es sich bei dem Konzern um eine Münchner Großbank handle, die nebenbei ein Elektrogeschäft betreibt. Aber auch in der gegenwärtigen Finanzmarktkrise, die auf die scheinbar unschuldige Realwirtschaft durchschlägt, erweisen sich Konzerne wie Porsche nicht als Verlierer, sondern als Gewinner der Finanzspekulation. Der Sportwagenbauer hat im Geschäftsjahr 200/08 nämlich mehr Gewinn als Umsatz erzielt.
Porsche hat im bis Juli diesen Jahres laufenden Geschäftsjahr ein Konzernergebnis vor Steuern von auf 8,57 Mrd. Euro erreicht (Vorjahr: 5,86 Mrd.), Der Umsatz betrug aber nur 7,4 Mrd. Euro und brachte Porsche “lediglich“ eine Milliarde ein, während 6,83 Mrd. Euro auf die "positiven Effekte aus Aktienoptionsgeschäften" entfallen. Hintergrund ist das Hochpeitschen des VW-Kurses durch die Ankündigung von Porsche, den Konzern ganz in seine Hand zu bekommen. Im Endeffekt hat Porsche durch seine Optionsgeschäfte etwa sechsmal so viel verdient wie durch das Autogeschäft. Trotzdem produziert Porsche natürlich weiterhin Autos. So soll im Februar ein viertüriges Coupé unter dem Namen Panamera auf den Markt rollen, dessen Entwicklungskosten nach Informationen der Financial Times Deutschland nur ein Fünftel des Profits ausmachen, den der Autobauer durch seine Finanzgeschäfte einstreichen kann.
Porsche ist kein Einzelfall, denn fast alle großen Konzerne halten Aktien anderer Unternehmen, mit denen sie sich nicht nur Kooperationsbeziehungen und Gewinnanteile sichern sollen, sondern vor allem am steigenden Börsenwert partizipieren wollen. Der Shareholder-Value-Kapitalismus, also die Profitmacherei durch Erhöhung des Börsenwertes, ist nämlich nicht nur eine Angelegenheit, die der „Realwirtschaft“ durch die Finanzmärkte aufgezwungen wird. Viele Spekulationsblasen haben ihren Ursprung in den Finanzabteilungen der Multis, die häufig mehr Profit als die Produktion einfahren. Daran sollte man sich auch erinnern, wenn die Automobilindustrie nach staatlichen Finanzspritzen verlangt.
Harald Werner 25. November 08