E10 ist kein Placebo, sondern ein schädliches Schlafmittel

Zunächst einmal muss man allen Ökologen Recht geben, die auf die negative Ökobilanz des neues Kraftstoffs hinweisen. Der Anbau von Erdölersatzstoffen produziert letztlich mehr Klimagasemissionen als durch das Verbrennen von E10 eingespart wird. „Erst vor drei Wochen hatte der NABU zusammen mit anderen Umweltorganisationen eine Studie des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) vorgestellt, die die Befürchtungen hinsichtlich der Klimabilanz von derzeitigen Biokraftstoffen bestätigte. Insbesondere die Folgen durch so genannte indirekte Landnutzungsänderungen, die durch eine Verdrängung der bisherigen Lebensmittelerzeugung auf andere Standorte entstehen, seien dramatisch. So müsse EU-weit mit zusätzlichen Treibhausgasemissionen in Höhe von 27 bis 56 Millionen Tonnen Kohlendioxid gerechnet werden. Die Treibhausgasbilanzen der Agrokraftstoffe sind damit laut IEEP im Schnitt um 81 bis 167 Prozent schlechter als fossile Kraftstoffe.“[1]

Der eigentliche Grund für die Einführung von E10 ist auch nicht das Erreichen irgendeines Klimazieles, sondern es geht darum die von der EU gesetzte Obergrenze für CO2-Emissionen zu umgehen. Nur weil die deutsche Autoindustrie dieses Ziel mit ihren Spritsäufern nicht erreichen kann und deshalb mit Strafzahlungen rechnen musste, hat sie sich mit E10 angefreundet. Stellt sich jetzt heraus, dass der Biokraftstoff nicht nur Autos, sondern auch das Klima schädigt, drohen der deutschen Autoindustrie erhebliche Mehrkosten.

Noch dramatischer sind die ökologischen und sozialen Folgen von E10 und Biodiesel. Bis zum Jahr 2020 wird zur Erreichung des EU-Biokraftziels mit einem zusätzlichen Flächenbedarf in Höhe von bis zu 6,9 Millionen Hektar gerechnet. Auf der einen Seite führt dies zur Vernichtung von Waldflächen in den ärmeren Ländern und zum anderen zu höheren Lebensmittelpreisen. Je mehr Nahrungspflanzen, wie Mais oder Weizen, für Biosprit aufgekauft werden, desto stärker steigen die die Brotpreise. Deshalb wird auch gerne verschwiegen, dass die Erhöhung des ägyptischen Brotpreises um 40 Prozent für den Ausbruch der Revolte alles andere als eine Nebensache war.

Letztlich aber sind die Biokraftstoffe nicht nur ein unwirksames Placebo, sondern ein schädliches Schlafmittel, weil sie uns eine ökologische Wende vorgaukeln und von der Durchsetzung wirklicher Alternativen ablenken. Der ganze Biorummel, egal ob beim Autofahren oder auch beim Alltagskonsum, hält uns von der Umwälzung unser Produktions- und Lebensweise ab. Denn Verkehr und Produktion zu vermeiden, birgt immer noch den größten Gewinn für Mensch und Natur.

Harald Werner 8.März 2011 

 

 



[angelegt/ aktualisiert am  08.03.2011]