Vor kurzem machte Porsche große Schlagzeilen mit einem Milliardendeal, der dem Sportwagenbauer achtmal soviel Profit einbrachte wie die Autoproduktion. Porsche profitierte von einem märchenhaften Anstieg der VW-Aktie, der durch Wetten auf einen fallenden Kurs ausgelöst worden war. (>>> lesen) Die Spekulanten hatten sich bei den Banken VW-Aktien ausgeliehen und sie sogleich verkauft, weil sie damit rechneten die Aktien zu einem deutlich niedrigen Preis zurückkaufen und an die Banken zurückgeben zu können. Einer dieser Spekulanten war Adolf Merckle. Doch er und andere mussten plötzlich erfahren, dass VW-Aktien kaum noch zu haben waren, so dass sie für die Rückgabe nicht weniger, sondern mehr Geld ausgeben mussten. Die plötzliche Nachfrage der Spekulanten trieb die VW-Aktie in märchenhafte Höhen, so dass VW für kurze Zeit zum teuersten Unternehmen der Welt wurde. Porsche hatte unter größter Geheimhaltung den Markt von VW-Aktien leer gekauft und verdiente durch diesen Mangel rund 6 Milliarden Euro. Der Verlust von Adolf Merckle soll sich auf einen dreistelligen Millionen-Betrag belaufen.
Dem schwäbischen Milliardär wurde aber nicht nur die VW-Spekulation zum Verhängnis, sondern auch eine Kapitalaufstockung bei HeidelbergCement, die er aus Mangel an flüssigen Mitteln teilweise mit Krediten finanzieren musste. Als Sicherheit hinterlegte er Aktien, die aber in Folge der Finanzmarktkrise an Wert verloren, so dass die Kreditgeber auf neue Sicherheiten pochen. Ein Konsortium von 30 Banken steht nun bei Merckle auf der Matte und drängt auf einen Verkauf von Ratiopharm, damit die Kredite für die HeidelbergCement wieder gesichert sind. Vergeblich hat Merckle bereits bei der Baden-Würtembergischen Landesregierung um eine Bürgschaft gebeten, musste sich aber auf seinen gewaltigen Besitz verweisen lassen.
Wie Merckle wird es in den nächsten Wochen vermutlich einigen Großkonzernen gehen, die ihre flüssigen Mittel in Spekulationen gesteckt und Investitionen mit Krediten finanziert haben. Mit aller Sicherheit wird diese Situation zu einer erheblichen Zahl von Firmenverkäufen zu Schnäppchenpreisen führen, weil sich die Aktiekurse auf Talfahrt befinden und es zu Notverkäufen kommt, bei denen Unternehmen weit unter ihrem eigentlichen Wert die Besitzer wechseln. In der Regel sind die Käufer Konkurrenzunternehmen, die weniger an den Produktionsanlagen, als an den Marktanteilen interessiert sind. Auf das geringste Interesse können dabei die Beschäftigten hoffen, die im beträchtlichen Umfang in die Arbeitslosigkeit gehen müssen.
Harald Werner 2. Dezember 08