Harald Werner - Alles was links ist
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Hessen

war erst der

Anfang

Nach dem in den vergangenen Monaten Ypsilanti unmöglich gemacht wurde, die SPD in den Umfragen-Keller stürzte und Koch mit Sicherheit wieder einmal Ministerpräsident wird, blieb nur noch die Linke übrig. Um nicht nur die rot-rote-Gefahr zu bannen, sondern den beängstigenden Aufstieg der Linken zu bremsen, musste mehr getan werden, als Plakate zu kleben. Vor 90 Jahren konnte ein solches Problem noch durch die Schüsse auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gelöst werden, doch die Mediengesellschaft hält nicht nur wesentlich zivilere, sondern auch effektivere Instrumente bereit. Es ist nicht einmal notwendig die Unwahrheit zu verbreiten, denn es lässt sich auch mit Wahrheiten lügen – und wenn es Not tut werden sie produziert. Politik ist ein Jahrmarkt der Eitelkeiten und wer empfindet nicht eitel Freude, angesichts einer laufenden Kamera oder eines aufmerksamen Reporters. Von einem laufenden Bandgerät geht ein verführerischer Zwang aus und in welcher Partei gibt es niemanden, der nach diversen Niederlagen oder peinlichen Blamagen nicht freudig bereit wäre, seine Frustrationen zu einem Medienereignis zu machen? Die LINKE ist da keinesfalls eine Ausnahme.

Der Unterschied liegt weniger beim Prozentsatz frustrierter oder schlicht verwirrter Einzelgänger, den die unterschiedlichen Parteien aufzuweisen haben, sondern in der Chance, seine Frustrationen in die Medien zu bringen. Wer als Mitglied der LINKEN wenige Tage vor der Hessenwahl  Stasi-Methoden anprangert oder als Hartz-IV Empfänger den Bereicherungstrieb linker Abgeordneter geißelt, schafft es schon mal bis in die FAZ – und weiter. Erst recht eine Chance hat, wer die Linke von lins kritisiert, was sich nur noch toppen lässt, wenn man als „Cheftheoretiker“ auftritt und der Partei mangelnde Substanz vorwirft. Nicht zu vergessen die dubiose aber überraschend professionell gestaltete Internetseite, mit der rechte Gewerkschafter aus der BCE vor derbesonders in Hessen von kommunistischen Kadern maßgeblich gesteuerten SED-Nachfolgepartei“ warnen. All das hat es gegeben und wird es weiter geben, weil in diesem Superwahljahr Linksverschiebungen anstehen, die neoliberale Spielart des Kapitalismus ihre Legitimation eingebüßt hat und die Weltwirtschaftskrise noch für so manche Überraschung gut ist. Das alles muss man wissen, um die Medienwelt nicht mit der wirklichen zu verwechseln, vor allem aber, um nicht aus linker Empörung rechte Schadenfreude zu machen.

Harald Werner 9. Januar 09

 


[angelegt/ aktualisiert am  09.01.2009]