Durch das geschickte Ausstreuen von Informationen über die bei Porsche gebunkerten Optionen auf VW-Aktien, explodierte der Preis einer Volkswagen-Aktie im vergangenen Jahr von 200 bis auf 1.000 Euro. Zeitweilig stieg VW zum teuersten Konzern der Welt auf. Grund war die von Porsche lancierte Meldung, man besitze so viele Optionen auf VW-Aktien, dass man auf einen Anteil von 74 Prozent käme. Viele Aktienhändler, die sich VW Aktien ausgeliehen und wegen der Spekulation auf fallende Kurse wieder verkauft hatten, mussten plötzlich gewaltige Verluste befürchten und wollten sich panikartig wieder mit VW-Aktien eindecken, um ihre Verluste so gering wie möglich zu halten. Die Folge war eine Kursexplosion. Porsche verdiente im vergangenen Geschäftsjahr 8,6 Mlliarden Euro, wovon allerdings nur eine Milliarde aus dem Automobilverkauf stammte, so dass der Spekulationsgewinn einen Anteil von 74 Prozent am Gesamtergebnis erreichte.
Nach Informationen des Handelsblattes vom 20.4.08 rückte Wiedeking bereits mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 60 Millionen Euro zum bestbezahlten Automanager der Welt auf. Auch hier überwiegt das Einkommen aus Spekulationstätigkeit, denn 53 Millionen sind so genannte Boni, die sich aus einem Gewinn von 5,9 Milliarden errechnen. Noch ist nicht bekannt, wieviel Boni er diesmal, bei einem Rekordgewinn von 8,6 Milliarden, bekommen wird. Da solche Boni vertraglich vereinbart sind, dürfte die Krise den Geldsegen kaum schmälern. Auch den Einbruch des Autoabsatzes um 27,3 Prozent hat Wiedeking nicht zu fürchten, weil die Spekulationsgewinne ohnehin größer als der Autoumsatz sind. Nur die Beschäftigten werden die Absatzschwierigkeiten auszulöffeln haben.
Bei der zwar berechtigten aber relativ einseitigen Schelte der Investmentbanker wird übersehen, dass nicht nur die Banken, sondern lange schon viele Produktionskonzerne mehr an der Spekulation, als am realen Geschäft verdienen. Die Bilanzgewinne spiegeln nämlich nicht nur die Gewinne aus der Produktion wider, wesentlich größer sind in der Vergangenheit die Gewinne aus der Steigerung des Aktienwerts ausgefallen. Diesen so genannten Shareholder Value zu steigern wurde zur Hauptaufgabe des Managements und daran orientierten sich auch ihre Einnahmen.
Pure Heuchelei kann in dieser Hinsicht vor allem auch der Bundesregierung vorgeworfen werden, hat sie doch die gesetzlichen und steuerpolitischen Grundlagen für die Konzentration der Konzerne auf den Shareholder Value geschaffen und die Manager der privatisierten Post ebenfalls mit ansehnlichen Boni belohnt. Auch Bahnchef Mehdorn dürfte beim inzwischen verschobenen Börsengang der Bahn weniger an den Wert der verkauften Aktien, als an die lockenden Boni gedacht haben.
Harald Werner 17. Februar 09