Harald Werner - Alles was links ist
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Kein Beschäftigungswunder

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war die Erwerbstätigkeit im September auf 40,18 Millionen gestiegen – den höchsten Stand seit 13 Jahren und 1,7 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Erstens ist ein erheblicher Teil dieser Zunahme der Umstellung der statistischen Erhebung zu verdanken und zweitens werden als Erwerbstätige auch Selbstständige und mithelfende Familienangehörige gezählt. Nur die Hälfte des Zuwachses entfällt auf sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjobs, und auch das sind zu mehr als der Hälfte Leiharbeiter. Von den 589.000 abhängig Beschäftigten, die seit dem September des Vorjahres neue Arbeit fanden, konnten nur etwa 290.000 eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufnehmen und davon gingen rund 240.000 auf das Konto Arbeitnehmerüberlassung. Das heißt, dass rund 80 Prozent der neuen Jobs Leiharbeitsverhältnisse sind. Auch beim gelobten Zuwachs des Verarbeitenden Gewerbes handelte es sich überwiegend um kurzfristige Arbeitnehmerüberlassung. Dagegen gab es bei den traditionell sicheren Arbeitgebern erhebliche Arbeitsplatzverluste. Das Versicherungs- und Kreditgewerbe verlor 2,4 Prozent seiner Arbeitsplätze und der Öffentliche Dienst 0,7.  

Die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten ist gegenüber dem Vorjahr um 81.000 auf 4,86 Millionen gestiegen, so dass jeder Siebte Arbeitnehmer als arm bezeichnet werden kann. Über zwei Millionen abhängig Beschäftigte haben zusätzlich einen geringfügig bezahlten Nebenjob. Das sind 154.000 mehr als vor einem Jahr, weshalb es hier auch die größte Zuwachsrate gibt.

Sehr fraglich, ob man bei 3,5 Millionen offiziell registrierten Arbeitslosen von einem Beschäftigungswunder sprechen kann. Zumal sich die deutsche Wirtschaft in einer kräftigen Aufwärtsentwicklung befindet, die sich im kommenden Jahr bereits wieder abflachen wird. Ein Wunder ist lediglich, dass sich diese Gesellschaft damit abgefunden hat, dass sie selbst unter günstigsten wirtschaftlichen Bedingungen 3,5 Millionen Erwerbstätige zu viel hat.

Harald Werner 31. Oktober 07


[angelegt/ aktualisiert am  31.10.2007]